Kiel, 17.12.2025
Die Gewissensentscheidung gegen einen Wehrdienst, darf
junge Menschen nicht zum Lückenbüßer im Handwerk werden lassen.
Generalsekretär Schwannecke des Zentralverbands des Deutschen Handwerks forderte jüngst, dass auch Handwerksbetriebe in die Liste der Wirkungsstätten für künftige Zivildienstleistende aufgenommen werden sollen. Zivildienst soll jungen Menschen ermöglichen, den Wehrdienst zu verweigern und dabei einen wertvollen Dienst an der Allgemeinheit zu leisten.
„Nun kann man von Pflichtdiensten halten, was man will, Bedingung muss aber die Gemeinnützigkeit der Arbeit, der gesellschaftliche Nutzen und der Schutz vor Ausbeutung und Lohndumping sein.“, so Stephanie Schmoliner, 1. Bevollmächtigte und Geschäftsführerin der IG Metall Kiel-Neumünster.
Als IG Metall Kiel-Neumünster, zuständig für einen Großteil der Handwerksbranchen, lehnen wir einen Pflichtdienst im Handwerk grundsätzlich ab. Die Attraktivität von Handwerksberufen speist sich aus Leidenschaft, Freiwilligkeit und guten Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen. Wenn Betriebe keine Facharbeiter:innen gewinnen können, liegt dies nicht nur an Imageproblemen der Branche, sondern häufig an niedrigen Entgelten, schlechten Arbeitsbedingungen und fehlenden Perspektiven und Ausbildungsplätzen.
Gemeinsam mit den Handwerksverbänden wollen wir als Gewerkschaft fürs Handwerk das angestaubte Image von unersetzlichen Handwerksberufen verbessern. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es vielerorts an Fach- und Arbeitskräften fehlt und große gesamtgesellschaftliche Projekte wie Energie- und Wärmewende, Elektromobilität und Digitalisierung nur gelingen können, wenn es ausreichend engagierten Nachwuchs in sämtlichen Handwerksbranchen gibt. Der Weg ins Handwerk muss jedoch mit Praktika und Interesse beginnen und über eine solide duale Ausbildung führen, die eine hohe Qualifikation, ausgezeichnete Qualität und damit auch attraktive Verdienstmöglichkeiten ermöglichen.
Kostengünstige oder kostenlose Hilfskräfte, lösen keine Probleme, sondern spitzen die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter zu. Das Handwerk braucht fair bezahlte Fachkräfte, statt staatlich subventionierte und verpflichtete Hilfskräfte, welche zwangsläufig zu einem Absinken der Entgelte in der ganzen Branche führen würde.
„Wenn der Zentralverband des Deutschen Handwerks nun dafür wirbt, dass ein Zivildienst zukünftig auch in der Handwerksbranche geleistet werden soll, dann spricht dies von völliger Unkenntnis der betrieblichen Realitäten und zeugt von einem gravierenden Missverständnis der Grundidee eines Zivildienstes.“, so Sebastian Borkowski, Handwerkssekretär der IG Metall Kiel-Neumünster.
„Wer als junger Mensch einen Handwerksberuf ergreifen möchte – und das Kfz- und Elektrohandwerk steht bei jungen Männern seit Jahren unangefochten auf Platz eins der beliebtesten Ausbildungsberufe (BIBB) – versucht dies in der Regel auch. Die großen Hürden, sind nach wie vor mangelnde Ausbildungsplätze, schlechte Ausbildungsqualität, niedriges Entgelt und wenig Entwicklungsperspektive nach der Prüfung.“, so Moritz Busse, Jugendsekretär der IG Metall Kiel-Neumünster.
Antworten sind nicht im Zwangsdienst zu suchen, sondern in Ausbildungsplatzumlage, Ausbildungsgarantie und einem Tariftreuegesetz, welches faire Löhne, Tarifverträge und Mitbestimmung unterstützt, statt kriselnde Branchen mit billigen Pflicht-Hilfskräften zu belohnen.
Mit freundlichen Grüßen
Stephanie Schmoliner
Geschäftsführerin und 1. Bevollmächtigte
IG Metall Kiel-Neumünster
Mobil: 0160/533 10 69
E-Mail: stephanie.schmoliner@igmetall.de