Nationalsozialismus und freie Gewerkschaften im Mai 1933
...gerade dich, Arbeiter, wollen wir.

Begleitprogramm zur Ausstellung im Rathausfoyer Neumünster vom 27.1. bis 14.2.2020

27. Januar 202127. 1. 2021


Warum diese Ausstellung?

Die Ausstellung, die bereits vor 10 Jahren von der gewerkschaftseigenen „Hans-Böckler-Stiftung“ erarbeitet wurde, richtet sich an alle Interessierten, die sich mit diesem dunklen Abschnitt der Geschichte der politischen Arbeiterbewegung und der deutschen Demokratie auseinandersetzen wollen. Sie erinnert an die Ereignisse am 1. und 2. Mai 1933, für die die Nationalsozialisten den Begriff „Gleichschaltung“ der Gewerkschaften geprägt haben, die aber in der Realität eine Zerschlagung der freien, traditionell sozial-demokratisch ausgerichteten Interessenvertretungen bedeutete – und zwar mit allen Konsequenzen, von der Beschlagnahmung der Gewerkschaftshäuser und -vermögen bis hin zu Inhaftierung und politischem Mord.

Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen haben sich wiederholt die Frage gestellt, wie es zu dieser Zerschlagung und zur kampflosen Aufgabe der eigenen Organisation kommen konnte. Warum hat die Arbeiterschaft in den Jahren um 1933 den Durchmarsch der Nazis nicht bremsen oder gar stoppen können? Diese Fragen an die Geschichte, die aus der eigenen Betroffenheit resultierten, können – je nach eigenem Blickwinkel und zeitlichem Abstand zu den Ereignissen – unterschiedlich beantwortet werden.

Der zweite Teil der Ausstellung bietet vier Erklärungsansätze an, die auch in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion immer wieder benannt werden, mit jeweils unterschiedlichen Gewichtungen. Die Erklärungsansätze sollen zu weiteren Diskussionen einladen .Im ersten Teil wird eine Chronologie der Ereignisse nachgezeichnet, eine Chronologie, die sich nicht auf die Vorgänge im Jahr 1933 beschränkt, sondern auch einzelne Aspekte der Vorgeschichte, besonders aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise ab dem Jahr 1929 und bestimmte Folgen bis zum Kriegsausbruch 1939, berücksichtigt. Dabei ist das Augenmerk vorrangig auf einen Gesichtspunkt gerichtet, nämlich das besondere Verhältnis zwischen der großen sozialen Gruppe der Arbeitnehmer und ihrer politischen Vertreter auf der einen Seite und der NSDAP auf der anderen. Welche Bedeutung hatte eine „entwaffnete“ und ruhiggestellte Arbeiterschaft für die braunen Machthaber? Dafür steht auch der Titel dieser Ausstellung: „... gerade Dich, Arbeiter, wollen wir.“(Zitat des Nationalsozialisten Dr. Robert Ley vom 2. Mai 1933.) In diesem Sinne wünschen wir allen Besucherinnen und Besuchern einen historischen Einblick, der in Bezug zur eigenen Gegenwart gesetzt werden kann und soll. Denn heute versucht der AFD- „Flügel“ um den Faschisten Björn Höcke, gerade die verunsicherte „deutsche Arbeiterschaft“ gegen Flüchtlinge und Migranten aufzuhetzen und damit von den eigentlichen Ursachen ihrer „allgemeinen Verunsicherung“ abzulenken. Dies war damals die Funktion der faschistischen Bewegung und ist es auch heute noch!

Um diesen Aspekt wurde die Ausstellung von Mitgliedern der VVN-BdA ergänzt. Außerdem wurden die von den Nazis verfolgten Neumünsteraner Arbeiter, für die bereits Stolpersteine verlegt wurden, auf einem gemeinsamen Plakat gewürdigt. Als einzige Frau aus der (Kieler) Arbeiterbewegung, die den Naziterror überlebt und bis 2002 im Neumünsteraner Stadtteil Einfeld wohnte, wird Anni Wadle durch ein eigenes Plakat geehrt. Auch nach ihr sollte endlich in Neumünster eine Straße benannt werden!

Montag den 27.01. 19:00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung mit Uwe Polkaehn, Vorsitzender DGB Nord, musikalisch begleitet von „Dirty Dozen“ (Musikschule)
Rathaus Neumünster Großflecken 63

Dienstag den 28.01. 19:00 Uhr
Spielfilm „Elser – Er hätte die Welt verändert“
(Oliver Hirschbiegel, 2015)
KDW (Waschpohl 20), Eintritt: 5,- € (für Mittellose frei)

Sonntag den 02.02. 14:30 Uhr
Stolpersteinführung „Arbeiter im Widerstand“
mit Heide Winkler
Treffpunkt: Eingang Neues Rathaus Neumünster Großflecken 63

Montag den 03.02.19:00 Uhr
Spielfilm „Nackt unter Wölfen“ (DEFA 1963)
nach dem Roman von Bruno Apitz, Armin Müller-Stahl spielt den André Höfel, der in Wirklichkeit der spätere IG Metall Funktionär Willi Bleicher gewesen ist. Von ihm handeln zwei kurze Dokumentarfilme im Anschluss.
KDW (Waschpohl 20), Eintritt: 5,- € (für Mittellose frei)

Mittwoch den 05.02. 19:00 Uhr
Lesung „Eine Frage der Ehre - Widerstand gegen den Nationalsozialismus"
Alexandra Mallon, Hans Pries und Siegbert Schwab lesen Texte aus dem bzw. über den antifaschistischen Arbeiterwiderstand.
Gewerkschaftshaus Neumünster Carlstraße 7

Sonntag den 09.02. 14:30 Uhr
Stolpersteinführung „Arbeiter im Widerstand“
mit Heide Winkler
Treffpunkt: Eingang Neues Rathaus Neumünster Großflecken 63

Montag den 10.02. 19:00 Uhr
Spielfilm „Stärker als die Nacht“ (DEFA 1954)
von Slatan Dudow (nach K. u. J. Stern), über das Schicksal einer Hamburger Arbeiterfamilie im Widerstand 1933-44
KDW (Waschpohl 20), Eintritt: 5,- € (für Mittellose frei)

Mittwoch den 12.02. 19:00 Uhr
Vortrag „Gewerkschaften gegen rechts – aktuelle Herausforderungen“
Die Referentin, Frau Prof. Bettina Kohlrausch (Uni Paderborn, designierte wissenschaftliche Direktorin des WSI) hat sich u.a. mit den „Abstiegsängsten in Deutschland“ und dem Erstarken des Rechtspopulismus beschäftigt
Gewerkschaftshaus Neumünster Carlstraße 7